
Marx Engels aktuell
Viele sagen, Marx und Engels – geboren zum Beginn des 19. Jahrhunderts – wären nicht mehr aktuell, weil die Zeiten eben heute ganz andere sein. Sie irren. Natürlich kannten beide noch keine Computer und hätten gestaunt über die Erfolge der Raumfahrt. Das, was sie schrieben, ist aber nicht nur wegen ihrer Methode, alles kritisch zu hinterfragen, von bleibendem Wert. Viele ihrer Äußerungen helfen uns heute Lebenden, die moderne Welt besser zu verstehen. Dem soll diese kleine Serie „Marx und Engels aktuell“ dienen. In ihr spiegelt eines unserer Mitglieder einmal im Monat aktuelle Ereignisse an Aussagen der beiden Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus.Die Bedeutung von Wissenschaft und Technik für den Fortschritt der Menschheit
Verständlich ist sie auf den ersten Blick schon angesichts der Perversitäten, die Wissenschaft und Technik unter dem kapitalistischen Regime und erst recht in seinem imperialistischen Zeitalter hervorbringen, diese im Westen zur Zeit wieder zunehmende Feindlichkeit der Wissenschaft und Technik gegenüber. Aber sie ist ein Irrweg.
Als am 17. März 1883 auf dem Friedhof Highgate in London Karl Marx zu Grabe getragen wurde, verglich ihn sein bester Freund Friedrich Engels in seiner Grabrede mit Charles Darwin – wie jener „das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte…“[1]. Im weiteren Verlauf der Würdigung seiner Entdeckungen pries er ihn als „der Mann der Wissenschaft“[2]. Diesen Titel beschränkt Engels ausdrücklich nicht auf die Geisteswissenschaften: „Die Wissenschaft war für ihn eine geschichtlich bewegende, eine revolutionäre Kraft. So reine Freude er haben konnte an einer neuen Entdeckung in irgendeiner theoretischen Wissenschaft, deren praktische Anwendung vielleicht noch gar nicht abzusehen – eine ganz andere Freude empfand er, wenn es sich um eine Entdeckung handelte, die sofort revolutionär eingriff in die Industrie, in die geschichtliche Entwicklung überhaupt. So hat er die Entwicklung der Entdeckungen auf dem Gebiet der Elektrizität… genau verfolgt.“
Die Bedeutung Chinas für den Rest der Welt
Die Niederlage der Revolution von 1848/49 bedeutet Karl Marx und Friedrich Engels auch persönlich einen tiefen Einschnitt. Wie so viele andere müssen sie, um Haft oder Tod zu entgehen, vor der siegenden deutschen Reaktion ins Ausland fliehen. Engels arbeitet für die väterliche Fabrik in Manchester, Marx studiert in London vor allem ökonomische Texte und versuchte, seine wachsende Familie ökonomisch durch das Abfassen von Zeitungsartikeln über Wasser zu halten. Er schreibt wie der Teufel. Allein vom März bis Dezember 1853 – also vor jetzt 170 Jahren – schickt der 35jährige so viele Texte an US-amerikanische und auch europäische Zeitungen, daß sie zusammen mit denen, die Engels vor allem zu militärischen Fragen verfasst, heute über 550 Druckseiten der „Marx Engels Werke, Band 9“ umfassen. „Rechnen“, wie wir heute wohl sagen würden, tut sich diese Herkulesarbeit nicht: Schon im Frühjahr 1853 befindet sich die Familie Marx in materieller Notlage, weil viele Zeitungen auf dem alten Kontinent sich scheuen, Artikel des ehemaligen Chefredakteurs der „Rheinischen Zeiung“ trotz aller Anerkennung, die sie erhalten, zu veröffentlichen und weil die „New-York Daily Tribune“, der Adressat der meisten von Marx‘ Artikeln, unregelmäßig zahlt. Zum Glück hat die Familie ihren Friedrich: Engels hilft ihnen mit Abzweigungen aus seinem Geschäftsführergehalt aus der schlimmsten Not heraus. Das ist auch deshalb ein großer Segen, weil so Marx trotz unregelmäßiger Zahlungseingänge diese Artikel weiterschreiben kann. Sie sind heute in den „MEW 9“ nachzulesen. Weil in diesem Band kein größerer Artikel der beiden steht, liegt er im Windschatten wissenschaftlicher und publizistischer Aufmerksamkeit selbst linker Kreise. Das ist vor allem aus zwei Gründen schade und sollte korrigiert werden.
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Marx und Engels zu den Voraussetzungen dauerhaften Friedens nach innen und außen
Von Karl Marx und Friedrich Engels ist kein zusammenhängendes, großes Werk über das Thema Krieg und Frieden überliefert, dass alle denkenden und fühlenden Menschen des blutigen 20. Jahrhundert und des immer blutiger werdenden 21. Jahrhunderts beschäftigt. Das hat seinen schlichten Grund darin, dass beide noch vor dem Zeitalter lebten und wirkten, welches die Marxistin Rosa Luxemburg in ihrer berühmten „Junius-Broschüre“ zur „Krise der Sozialdemokratie“ später das „Zeitalter der Weltkriege“ nennen sollte, in dem wir uns immer unverkennbarer befinden.
Sowohl Luxemburg als auch Wladimir Iljitsch Lenin standen auf den Schultern von Marx und Engels – auch in der Friedenfrage.
Marx und Engels haben die Geburt des deutschen Parlamentarismus ohne die heutige Aufgeblasenheit begleitet
Mit ziemlichem Getöse und Selbstbeweihräucherung hat die politische Spitze des deutschen Staates des Zusammentretens der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt vor 175 Jahren gedacht. Die dort zelebrierte gegenseitige Schulterklopferei ist der Bevölkerung weitgehend am Hintern vorbeigegangen - die Vertrauen in den Berliner Politikbetrieb ist, wie das „Institut für Demoskopie“ in der FAZ am 19.Mai berichtete, „begrenzt. Nur zehn Prozent haben großes, 29 Prozent überhaupt kein Vertrauen.“
Das liegt an der Grundkonstruktion des bürgerlichen Parlamentarismus, der die Klassenherrschaft des Kapitals vor allem verhüllen soll, niemals aber gefährden darf. Die Mehrheit der Bevölkerung ahnt das mindestens und ist nicht davon abzubringen, dass die Wahrheit der prokamierten Demokratie im kapitalistischen Alltag liegt.
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