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Kunst gegen den Krieg: Thema Stalingrad

Samstag, 14. Juni 2025, 10:00 - 17:00
Waldheim Sillenbuch - Clara-Zetkin-Haus - Gorch-Fock-Str. 26, Stuttgart-Sillenbuch

Otto Herrmann? Selbst vielen Stuttgartern wird dieser Name kein Begriff sein. Dabei ist dieser Maler und Grafiker doch hier geboren und gestorben und hat fast sein ganzes langes Leben (30.01.1899-18.05.1995) in der schwäbischen Metropole verbracht. Sein wohl wichtigstes Werk, „Die Verdammten“, ein Zyklus von Kreidelithografien, entstanden in den späten 1940er Jahren, wurde im Februar 1950 erstmals ausgestellt. Das führte zu einem lokalen Skandal, da Studenten gegen diese „Diffamierung deutscher Soldaten“ protestierten – aber auch zu einer öffentlichen Diskussion, nach der 1952 ein Konvolut von 75 Blättern für die Stuttgarter Staatsgalerie angekauft wurde.

Herrmanns Zyklus darf verstanden werden als Zweiter-Weltkriegs-Pendant zu Otto Dix’ berühmter Antikriegs-Folge „Der Krieg“, 50 Radierungen, die 1924, 10 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, veröffentlicht wurden. Anders als Dix entnahm Herrmann seine Motive nicht eigenem Erleben, sondern Plieviers Stalingrad-Roman, der 1945 in der sowjetischen Besatzungszone, wenig später auch in den Westzonen, bei Rowohlt, als großformatiger Zeitungsdruck erschien.

Herrmann war allerdings, erst 18 Jahre alt, noch zum WK I eingezogen worden; und daher rührt auch seine Sicht auf das Stalingrader Geschehen von „ganz unten“, aus der Sicht des einfachen deutschen Soldaten. Inwieweit ihn das mit Plievier verbindet, oder auch nicht, das wird eine der Fragen sein, der wir in der Vorstellung von Plieviers Roman und seiner Wirkungsgeschichte nachgehen wollen.

Dass wir diese Veranstaltung auf den 14. Juni gelegt haben, ist kein Zufall. Am Wochenende darauf, am 22. Juni, jährt sich der Beginn des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, der als Völkermord geplant war und rund 27 Millionen sowjetischer Menschen, Soldaten wie Zivilisten, vulgo „Russen“, das Leben kostete. Er endete mit der bedingungslosen Kapitulation des deutschen Aggressors am 8. (nach Moskauer Zeit: 9.) Mai 1945.

Die Schlacht von Stalingrad war der Wendepunkt dieses Krieges. Und ist sein einziges Einzelereignis, das im (zumindest: west-)deutschen Massenbewusstsein bis heute nicht in Vergessenheit geriet. Wegen „unserer“ katastrophalen Niederlage in dieser Schlacht, und der Leiden der deutschen Soldaten, für die, außer „General Winter“, eine falsche Führung, nämlich die des „Führers“, verantwortlich gemacht wurde.

„Die Enkel fechten’s besser aus?“ Das glaubt von sich offenbar auch das jetzige „demokratische“ politische Personal der damals wie heute herrschenden Klasse. 80 Jahre danach leben wir nämlich wieder in einem Land, dessen Regierung Russland „ruinieren“, uns „kriegstüchtig“ – ein Lieblingswort Goebbels‘, nebenbei bemerkt – machen möchte.

Und deshalb werfen wir auch einen Blick auf die andere Seite: anhand der „Stalingrad-Protokolle“, der 2012 erstmals, auf Deutsch!, veröffentlichten Gespräche, die Moskauer Historiker noch während oder kurz nach der Schlacht mit Verteidigern Stalingrads (und deutschen Kriegsgefangenen) geführt haben. Denn: Wenn schon nicht Empathie für die Betroffenen – vielleicht kann der Appell an das nackte Eigeninteresse der Regierten dazu führen, sich neuen deutschen Ruinierungsversuchen und neuer deutscher Kriegstüchtigkeit zu widersetzen? „Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens“ (Gramsci)? Wir wollen es versuchen.

 

Kostenbeitrag (inkl. Getränke und Nachmittagskuchen): 12 Euro, ermäßigt 8 Euro.

Wir bitten um Anmeldung unter marx-engels-stiftung@t-online.de oder 0711-731634 (P. Krämer)